"Trauma ist eine Tatsache im Leben,
muss aber kein lebenslanges Verhängnis bleiben"
Peter Levine
"Der Begriff Trauma stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet »Wunde«. In der Psychologie und Psychotherapie spricht man vom Psychotrauma, also einer
seelischen Verletzung. Solche Verletzungen entstehen bei einzelnen extrem starken oder dauerhaften Überforderungen der psychischen Schutzmechanismen durch traumatisierende
Erlebnisse.
Ein solches besteht in einem plötzlichen, schmerzvollen, schockierenden und/oder Stress verursachenden Ereignis, das unser Nervensystem überfordert. Das
Individuum erlebt, dass die eigenen individuellen Möglichkeiten nicht ausreichen, um die Situation zu bewältigen. Dabei ist es nicht maßgeblich, ob die Bedrohung direkt gegen die Person
gerichtet ist oder diese nur beobachtender Zeuge ist. Begleitet wird die Erfahrung von Gefühlen der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins bis hin zur Todesangst. Das Selbst- und
Weltverständnis wird dadurch dauerhaft erschüttert.
Zu traumatisierenden Ereignissen zählen z.B. Naturkatastrophen, Krieg, Folter, körperliche Gewalt, Vergewaltigung und sexueller Missbrauch, Vernachlässigung,
schwere Unfälle, medizinische Eingriffe und lebensbedrohliche Krankheiten, der Verlust eines geliebten Menschen, Mobbing, usw. – alles was mit dem Erleben von extremer
Hilfslosigkeit, Überforderung und/oder existentieller Bedrohung verbunden ist. Durch ein Trauma wird das Grundvertrauen des Menschen in sich selbst
und seine Fähigkeiten, in seine Bezugspersonen und in das Leben an sich schwer erschüttert. Der Religionsphilosoph Martin Buber nannte es »... eine Wunde in der
Ordnung des Seins.«
Traumasymptome entstehen nicht unmittelbar durch das traumatische Erlebnis selbst, sondern durch erstarrte Energie, die nach dem Abklingen des traumatischen Erlebnisses nicht aufgelöst worden ist (Peter Levine, Trauma-Heilung, 1998, S. 28f). Unser Körper stellt uns eine außergewöhnliche Menge an Überlebensenergie für unsere natürlichen Abwehrreaktionen Kampf und Flucht zur Verfügung. Ist beides nicht möglich, bleibt als letzter Ausweg der aus dem Tierreich gut bekannte Totstellreflex, der als Ziel hat, entweder den Schmerz des gefressen Werdens nicht zu spüren, oder vom Feindtier für tot gehalten und deshalb verschont zu werden.
Überlebt ein Tier die todbringende Attacke so zittert es, schüttelt sich den Stress aus dem Körper, erholt sich und lebt weiter, als wäre nichts geschehen. Ein nicht integriertes Trauma »wandert« ins Unbewusste und bleibt »wie abgekapselt« dort als Trauma-Erinnerung gespeichert. Symptome wie der Verlust von Lebensfreude, das Gefühl wie gelähmt zu sein, Gefühlstaub- heit, plötzliche, scheinbar unerklärliche Gefühlsausbrüche, Erinnerungslücken und Entfremdungserleben, sich immer wieder aufdrängende Bilder von Ereignissen, Albträume, unbewusstes und bewusstes Vermeiden von bestimmten Situationen und Orten, und das Gefühl belastende Situationen unvermittelt wieder zu erleben, gehören genauso zu den Folgen wie Panik- attacken, unerklärliche körperliche Schmerzen, Muskelverspannungen und Schleiersehen.
An das traumatische Erlebnis erinnernde aktuelle Ereignisse können für den Betroffenen nicht kontrollierbare, starke Reaktionen hervorrufen. Das Erlebte zeigt sich als Stressmuster im Fühlen und Denken, aber auch in der Körperspannung und in Bewegungen wie der Gestik und in der Atmung.
Die Erkenntnis, dass nicht das traumatische Ereignis selbst das Trauma verursacht, sondern dass die überwältigende Reaktion auf die wahrgenommene Lebensbedrohung zu einer Dysbalance im Nervensystem führt, führte zur Überlegung, dass die Körpererinnerungen den Zugang für die therapeutische Behandlung bieten und nicht die mit dem Erlebnis verbundene Geschichte. Die daraus entwickelte, sanfte, körperbezogene Methode, ermöglicht es, gebundene Energie Schritt für Schritt, langsam und in verkraftbarem Tempo, zu entladen. Der Mensch findet wieder Zugang zu seiner ursprünglichen Lebensenergie, zum verbunden Sein mit sich und seinem Umfeld.
Mit Somatic Experiencing (SE)® wird das traumatische Ereignis körperlich, geistig und seelisch neu »verhandelt« und kann so integriert werden. Die therapeutische Methode Peter Levines, Ph.D., hat sich inzwischen in großen Teilen der Welt etabliert." (Text dankend der SE-Austria Website entnommen: www.somaticexperiencing.at)